Southwestcoast Path, 0. und 1. Tag Newquay bis Holywell

Der nullte Tag war ganz unspektatulär. Der umfasste nämlich nur die Hinreise.

Da ich ganz im Südosten Deutschlands wohne, zieht es sich einfach wenn man mit dem Zug nach England will. Aber ich wollte die Anreise möglichst umweltfreundlich gestalten – ausserdem war es in Summe auch günstiger. Und das ist beim Zug je nach Buchungszeitraum ja leider nicht selbstverständlich, dass man damit billiger hinkommt.

Denn in England habe ich auch Zugfahrten gebraucht um eben nach Cornwall und wieder von dort wegzukommen.  Ausserdem kann man sich beim Zugfahren viel einfacher die 1. Klasse gönnen, beim Interrailticket war der Unterschied 80 €. Im März gab es 10% Rabatt auf das Ticket (das man dann in den nächsten 12 Monaten einlösen muss), so dass das 291 € waren.

Nur bestimmte Züge sind resevierungspflichtig und das kostet was zusätzlich. Dazu gehört der Eurostar. Da habe ich auf der Hinfahrt nur noch eine 2. Klasse Reservierung bekommen, 2 Wochen vorher ist halt schon knapp dran. Denn da gibt es nur ein bestimmtes Kontingent für Interrailtickets. Diese kostet 30€.

Da ich die früheste Verbindung nehmen wollte, um möglichst weit zu kommen, fielen ausserdem auf der Hinfahrt noch weitere 25 € für den Thalys von Köln nach Brüssel an.

Insgesamt musste ich 5 x umsteigen – nur in Köln gab es eine kurze Verspätung, die wegen ausreichend Zeit nicht ins Gewicht fiel. Da war ich schon froh drum, dass das so gut durch ging. Ist bei so einer langen Strecke doch nicht ganz sicher, dass da alles so klappt wie geplant.

Mit dem Zug bis nach Exeter St. Davis – weiter wollte / konnte (beim nächsten Bahnhof gab es nicht direkt ein Hotel in der Nähe) ich nicht, bin in der Früh mit 05:05 losgefahren . Von Südosten zieht es sich einfach wenn man nach weit Nordwestlich muss.

Nicht wundern darf man sich, dass in Brüssel so viel Umsteigezeit eingeplant wirde – 1,5 h. Denn da ist es ein bisschen wie am Flughafen. Den Bereich darf man nur betreten, wenn ein gültiges Ticket vorgewiesen wird. Dann kommt eine Gepäckkontrolle, dh alles wird durchleuchtet und auch selbst geht man durch einen Scanner.

Wichtig zu wissen ist, dass man keine Gaskartuschen mitnehmen kann, ein Messer auf keinen Fall festgestellt werden darf und dessen Klinge auch nicht 7,6 cm überschreiten darf. Denkt man nicht dran, dann muss man das dort lassen.

Anschliessend kommen noch 2 Passkontrollen, erst die Französische (da der Zug auch in Lille hält), dann die Englische. Anschliessend ein grosser Wartebereich, denn zu den Gleisen darf man erst 15 min vor Abfahrt des Zuges. Auf den Punkt Reisepass hätte ich gut verzichten können, waren schliesslich auch 40g….

Um 20:15 Ortszeit war ich in Exceter. Ursprünglich wäre es sogar 21:15 geworden, denn der Railplanner von Interrail hatte in London 1,5 h Umsteigezeit geplant, da man von St. Pancras zu Paddington wechseln muss. Das habe ich aber in 40 min geschafft, einschliesslich Geldabhebens.

Das U-Bahn Ticket muss man extra lösen – da hab ich erst zweimal das ganze am Automaten durchgemacht, denn für 4 Stationen 6,60 Pfund zahlen zu müssen, konnte ich erst mal nicht glauben. Später habe ich nachgelesen, dass es auch in der U-Bahn Peak hour Preise gibt und so gut wie niemand Einzeltickets kauft.

In Exeter hatte ich mir ein Hotel gebucht. Das lag direkt gegenüber vom Bahnhof, man musste nur den Vorplatz überqueren.

Es war das Premier Inn.  Ziemlich totmüde bin ich gleich eingeschlafen.

Am nächsten Morgen, dem 1. Tag ging der Zug um 10:11 weiter nach Newquay. Eine frühere Verbindung hätte es gegeben, um kurz vor 7. Das war mir dann doch etwas zu früh.  Nachdem ich nur ca. 11 km zu laufen hatte, fand ich eine Ankunftszeit von 13:15 vertretbar.

Nach dem Frühstück war noch ausreichend Zeit um sich noch etwas umzuschaun. Exeter hat eine ganz berühmte Kathedrale – allerdings ist der Bahnhof ca. 25 min von der Innenstadt entfernt, so dass ich erst mal nur in die Richtung geschaut habe.

Dabei lag diese Kirche samt Friedhof auf dem Weg. Dann bin ich umgedreht.

1. Klasse zumindest in englischen Fernzügen bedeutet, dass es alkoholfreie Getränke und Kleinigkeiten zum Essen umsonst gibt. Das war eine nette Annehmlichkeit. Der Schaffner schiebt immer wieder durch und fragt ob man etwas möchte.

Reserviert habe ich in England nicht, sogar bei einem Zug wo es hiess, man muss war es kein Problem.

Von Exeter ging der Fernzug bis nach Par und dort musste man in einen Bummelzug, der wohl eher eine Art S-Bahn ist umsteigen. Das wusste ich vorher leider nicht, denn sonst wäre ich im anderen Zug noch mal aufs Klo gegangen. So wurde es schnell eine Minutenzählerei, wann wir denn endlich da wären.

Das ist die Route für den ersten Wandertag. Die hm sind bei Komoot eher auf der niedrigeren Seite, auf die hab ich mich nicht verlassen. Nur auf das Auf und Ab. Denn alles andere was ich angeschaut habe, hat immer deutlich mehr angezeigt.

Newquay ist ein sehr beliebter Ort in Cornwall, vor allem am Wochenende, wenn das Wetter schön ist. Und so war der Zug rammelvoll. Neben mir waren zwei Frauen mit 7 Kindern (ich teilte mit ihnen 2 4er Sitze), die sich selbst grosszügig mit Redbull und Vodka versorgten und die Kinder stritten sich.

Dann gab es gleich noch 2 Junggesellenabschiede in dem Waggon und zwei lauthals schreiende Kinder (was ihnen anbetracht der Umstände nicht zu verdenken war).

Und ich musste dringend aufs Klo. Ganz toll. Man war ich froh wie wir endlich in Newquay waren.  Die WC am Bahnhof waren leider geschlossen, doch gottseidank war direkt daneben ein Burger King. Danach fühlte ich mich wieder viel besser…..

Mein erster Blick aufs Meer. In Newquay fand an dem Tag ein LGBTQ Regenbogenfestival statt.

Nun stand noch ein wichtiger Punkt auf dem Programm – besorgen von Gas für den Kocher. Auf dem Weg vom Bahnhof zum Coastal Path kommt man an zwei Outdoor Geschäften vorbei, so war das nicht so schwierig. Wichtig war nur, dass ich mir nicht zu lange Zeit lassen durfte, denn man muss in Newquay den Gannel, einen Fluss überqueren und zu bestimmten Zeiten kommt man a) nur durch eine Brücke, die einen deutlich längeren Weg erfordert rüber oder b) mit einer Fähre. Die fährt aber erst ab Ende Mai und ich war Mitte Mai dort.

Ansonsten gibt es eine kleine Fussgängerbrücke, die aber nur bis ca. 2 h vor bzw nach Flut überquerbar ist. Und die war für den Tag für 16:15 angekündigt.

Beim Mountain Warehouse gibt es Schraubkartuschen nur ab 230 g, ich wollte aber eine von 100g, da zum einen deutlich leichter und zum anderen es mehr ein Backup als für die Vollverpflegung gedacht war. Ist auch eine Gewichtssache. Das Geschäft „Míllet“ hatte die kleinen Kartuschen.

Eine Spezialität für die Cornwall berühmt ist, sind die Pasties. Da ich zur Mittagessenszeit gönnte ich mir da gleich eins. Onion and Cheese, dazu sind noch Kartoffeln drin. Sehr lecker und sehr sättigend.

Und so schaut nun die Fussgängerbrücke aus. Nun war mir klar, warum Überflutungsgefahr besteht.

Die ersten Meter auf dem „richtigen“ Southwestcoastpath.

Der erste Strand, die Mündung des Gannels war gleich so einladend, dass ich meine erste Pause dort gemacht habe.


Es war angenehm warm und der kritische Punkt war überwunden. Das Wiederaufraffen zum Gehen war gar nicht so einfach.

Dieses Fahrzeug der Küstenwache gab es dann in den nächsten Tagen öfters zu sehen. Von April bis Oktober werden sehr viele Strände überwacht.

Ein erstes Tourfoto.

Schon von Anfang an kommt man aus dem Schauen einfach nicht raus. Die Landschaft ist so wunderschön.

Und für den ersten Tag ist das eine wirklich einfache Route, es geht nur leicht bergauf bergab und keine so steilen Steigungen mit vielen Felsbrocken sind zu überwinden.

In Hollywell wollte ich ursprünglich zum Trevornick Holiday Park, nachdem ich eine Zeitlang durch den Ort gelaufen war und mir an einer Abzweigung nicht ganz sicher war, fragte ich eine vorbeikommende Frau. „Ja, der ist da lang, aber der hat noch zu“. Uff.
Na ja, den Fehler habe ich wenigstens dann nicht nochmal gemacht, mich vorher nach den Öffnungszeiten schlau zu machen. In den Reiseführern hiess es immer, von Ostern bis Oktober haben sie alle offen.

Gottseidank gibt es in Hollywell zwei Campsites besser gesagt Mobilehomepaläste wo Camper gedultet werden …..
An der Abweigung an der ich stand, war in der anderen Richtung das Parkdeanresort. Um 17:59 war ich dort, bis 18:00 hatte die Rezeption offen.
„Sorry, ich habe den Rechner schon runtergefahren, Sie können nicht mehr bleiben“.
Uiuiui. „Bitte, bitte, ich lasse meinen Ausweis da und komme morgen früh zum Zahlen“. Hat zwar etwas gedauert und sie hat sich erweichen lassen. Denn sie befürchtete Probleme zu bekommen, wenn sie jemand ohne Vorkasse nächtigen lässt.

24 Pfund kostet der Spass und von der Rezeption ist es schon ein weiter Weg bis zu dem Bereich für Zelte und Co. Mit Wasserhähen wo man draufdrücken muss, natürlich kalt und heiss getrennt und wo das Wasser in einer irren Geschwindigkeit raussprizt.

So, dass ist nun das Zelt das erste Mal aufgebaut, etwas locker gespannt… Kaum war es fertig setzte der Regen ein. Erst ziemlich heftig doch dann ging er in Nieseln über.

Dadurch dauerte es bis ich Essen gehen konnte. Nicht allzuweitweg vom Campsite ist das Tregut Inn. Direkt an meinem Tisch war eine Steckdose und hab die Gelegenheit genutzt mein Handy aufzuladen. Denn am Campingplatz gab es nirgends eine Steckdose.

Etwas aufgeregt war ich vor meiner ersten Nacht dann doch. Kurz vor dem Einschlafen um 22:00 kamen welche von ihrer Unternehmung zurück – um dann in ihrem Vorzelt die Musikaufzudrehen und laut dazu zu singen. Bis weit nach Mitternacht. Theoretisch wäre Platzruhe ab 10 aber kontrolliert hat keiner.
Also war die erste Nacht eher mässig, denn geregnet und gewindet hat es auch noch einiges.

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